Dessau - Historische Karten

Historische Karten der Stadt Dessau
Lage und Befestigung der Stadt Dessau im Dreizehnten Jahrhundert frei nach Prof. Wäschke in seinem Buch Geschichte der Stadt Dessau

Um sich ein besseres Bild über die Größe und Lage der Stadt in den letzten Jahrhunderten machen zu können nutzen wir historische Karten, welche nach alten Vorlagen neu aufgearbeitet werden. Auch wenn das Kartenmaterial keinen Anspruch auf Maßstabstreue legt verdeutlicht es doch eindrucksvoll die Entwicklung der Stadt Dessau in den letzten Jahrhunderten.

Die erste Karte über die Lage Dessaus stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde ursprünglich von Prof. Wäschke nach alten Urkunden und Schriftstücken entworfen. Bereits hier erkennt man die unterschiedlichen Teile der historischen Stadt, welche sich höchstwahrscheinlich aus einem Rundling, über ein Straßendorf zur befestigten Stadt entwickelt hat.

Befestigung und Lage der Stadt Dessau im Dreizehnten Jahrhundert
Lage und Befestigung der Stadt Dessau im Dreizehnten Jahrhundert frei nach Prof. Wäschke in seinem Buch Geschichte der Stadt Dessau

Im Jahre 1228 wird in einer Urkunde über den Geisthof angegeben, dass dieser "intra opidum Dessouowe" liege. Nun ist aber "oppidum" ein für die ältere Zeit beinahe technischer Ausdruck, worunter ehedem der Burgflecken "suburbium, opidum (castro) subiacens", d.h. ein nächst der Burg, jedoch außerhalb ihrer Ummauerung erwachsener Häuseranbau verstanden wurde.

Diesem oppidum steht dann einerseits gegenüber der Begriff "urbs" als eigentliche Burgstadt und "civitas" als "der mit Mauern umgürtete Ort, insofern er zugleich Träger eines von eigener Obrigkeit geleiteten Gemeindeverbandes geworden war".

Wenn nun der Geisthof in der "Vorstadt" oder dem "Vororte" liegt, so müssen die Grenzen der eigentlichen Stadt engere und diese selbst nach der Gegensätzlichkeit der Begriffe mit Mauern umgeben gewesen sein. Aber selbst wenn der aus den Stadt-Bezeichnungen entnommene Beweis als weniger bindend angesehen würde, so dürfte die Annahme eine ziemlich sichere Stütze in der Stadtanlage erhalten.

In dem alten Stadtplan lassen sich unschwer zwei Teile erkennen, eine annähernd quadratische Anlage und deren dreieckartige Verlängerung nach Norden hin. Von diesen beiden Teile ist die quadratische Anlage, also eine "urbs quadrata", die ursprüngliche, offenbar ummauerte Stadt und der älteste Teil der Ansiedlung überhaupt.

Sie hat nach Süden hin an den Eckpunkten vermutlich zwei größere Bastionen gehabt, an deren Stelle im Südosten das Schloß liegt; ob zwei entsprechende im Norden gelegen haben, läßt sich nicht mehr erkennen.

Eine einzige Straße durchschneidet die Stadt von Süden nach Norden, deren Ausgangspunkte durch Thore gebildet, durch Thortürme gesichert waren. Den vier Mauern parallel laufen die vier anderen Straßen in regelmäßiger Linie, zwei derselben haben einen Ausgang nach Osten, offenbar einst geschützt durch Thortürme.

Das Ganze war, wie gesagt, ummauert, die Mauer erhob sich auf einem Erdwalle, und vor diesem floß rund um die Stadt der von der Mulde gespeiste Stadtgraben.

Der Vergleichung ihrer Größenverhältnisse, ihrer Ausdehnung wegen will ich noch mitteilen, daß diese quadratische Altstadt in Länge und Breite etwa die Ausdehnung von 250 Metern hat.

nach Prof. Wäschke in seinem Buch "Geschichte der Stadt Dessau - 1901" (48

Lage der Stadt Dessau im Sechzehnten Jahrhundert
Lage der Stadt Dessau im Sechzehnten Jahrhundert frei nach Prof. Wäschke in seinem Buch Geschichte der Stadt Dessau

Am Anfang des sechzehnten Jahrhunderts herrschte in Dessau Fürst Ernst, der zu seinem Anteil am Lande Anhalt außer dieser Stadt noch Raguhn, Jeßnitz, einen Teil vom Zerbster und Bernburger Lande besaß. ... Seine Regierung war zwar an großen Ereignissen arm, doch für das Land zum Vorteil und Segen. Namentlich Dessau, seine Residenz, hat von ihm viel Gutes erfahren, durch allerlei Bauten hat er sie gefördert.

Das wichtigste darunter ist der Neubau der Stadtkirche zu St. Marien. Diese war in ihrer Anlage der Bedeutung der Stadt nicht mehr angemessen, für die Bedürfnisse des Gottesdienstes zu klein und außerdem mit der Zeit recht baufällig geworden. Der Fürst entschloß sich zu einem Neubau, ließ die alte Kirche abtragen und gewann zur Unterstützung bei den Baukosten nicht alleine Beihülfe bei den fürstlichen Vettern, sondern auch beim Kaiser Maximilian. Beim Abtragen und den Vorarbeiten zur Anlage der Fundamente stieß man auf die Gräber der Fürsten, die hier unter der Kirche bestattet waren, darunter auch des bekannten Markgrafen Waldemar von Brandenburg, der nach seiner Rückkehr aus dem heiligen Lande anfangs mit Erfolg seine Ansprüche auf die Mark Brandenburg gelten gemacht hatte, dann aber, als Opfer der Politik des Kaisers aus dem Hause Luxemburg von den Fürsten und vom Reiche verlassen, hier in Dessau bei seinen Verwandten ein Unterkommen und nach seinem Tode ein fürstliches Begräbnis erhalten hatte. ...

... Noch waren die Fürsten mit dem Bau der Kirche nicht fertig, da machte sich auch der Bau des westlichen Flügels am Residenzschlosse notwendig. Er wurde von Grund aus neu ausgeführt und 1537 vollendet. Kurze Zeit darauf traf die Fürsten ein beträchtlicher Schaden durch den Brand der Schloßmühle. Im Juni des Jahres 1542, während die drei Fürsten mit Melanchthon auf dem Schlosse an der Mittagstafel saßen, entstand eine Feuersbrunst, welche zwei Gebäude der dem Schlosse benachbarten Mühle in Asche legte. Bald nach dem Aufbau brannte sie am 9. Oktober 1545 wieder ab, wobei auch das Schloß in Gefahr war. Im Jahre 1546 wurde sie dann erneuert und vierzig Jahre später (1586) einem Umbau unterzogen. ...

... Wenn wir ferner noch erwähnen, daß auch das fürstliche Brauhaus und die Stallungen, 1533 das Schulhaus am Kirchhof neu ausgeführt wurden, so ergibt sich eine Thätigkeit des Fürsten, die man mit Rücksicht auf die Finanzlage des Fürstenhauses als recht beträchtlich bezeichnen muß.

nach Prof. Wäschke in seinem Buch "Geschichte der Stadt Dessau - 1901" (48

Quellennachweis
48) Hermann Wäschke: Geschichte der Stadt Dessau - 1901

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